Ich steh an einem einsamen Bahnhof,
irgendwo im Nirgendwo.
Um mich herum tiefe Schatten von Bäumen.
Der Wald so dunkel,
es gibt nichts zu erkennen.
Ein einsames Gleis
führt zum verfallenen Gebäude,
vor dem ich hier sitze.
Leere Fensteraugen, rostige Bänke,
ein Ticket kaufte hier
schon lange niemand mehr.
Wie ich hier gelandet bin?
Die Antwort ist einfach, aber doch kompliziert.
Wartest du kurz mit mir,
Dann erklär ich es dir.
Ich saß in einer Bahn,
hatt ein unbekanntes Ziel.
Sie ratterte so schnell,
dass nie etwas zu greifen war.
Stiegen Menschen ein und aus,
nie erkannt ich ein Gesicht,
wirre Masse aus Hektik und Gepäck.
Doch für mich hielt dieser Zug
kein einziges Mal an.
Raste einfach nur weiter
und ich konnte nichts sehen:
Keinen Bahnhof, keine Bremse,
kein Ende dieser Fahrt.
Der letzte Ausweg: mein Kopf,
ich schrie »Stop, Stop!«
Und so landete ich hier —
wartest du noch etwas länger?
Ich hab noch mehr zu erklären.
Plötzlich schrie nicht nur ich,
sondern auch noch laut die Bremsen.
Völlig unerwartet flog ich
erst quer durch den Waggon.
Stolperte hinaus auf dieses Gleis.
Der Zug war sofort weg.
Doch um mich herum war nur
dunkler Wald und so viel Ödnis.
Tausche Panik vor vollen Hölle
gegen Furcht vor dröhnender Leere.
Vom Regen in die Traufe.
Könnte man meinen.
Noch etwas gibt es hier,
schwant mir da jetzt im Erzählen.
Diese Stille, die mir zuhört,
ist nach all dem Lärm der Fahrt,
das größte Geschenk.
Liebe Stille, liebe Einsamkeit,
leihst du mir noch eine Weile
dein Ohr?
In all den rasenden Jahren
habe ich vergessen,
wie geduldig du bist,
liebe Stille!
Und sieh nur, da vorne,
dort lichtet sich die Dunkelheit.
Im Morgenlicht erglimmen
die Gleise rosarot.
Eine Lärche singt,
der Wald beginnt zu leuchten.
Die Düsternis weicht
einer ruhigen Idylle
des Morgensonnenglühens.
Die zersplitterte Fensterscheiben
glitzern und funkeln verwunschen.
Horch, liebe Stille,
Schon kommt die nächste Bahn.
Ich muss jetzt leider weiter.
Aber eins versprech ich dir:
Das nächste Mal halte ich früher an.